Die Kunst des Krieges

Die Kunst des Krieges

von Sunzi

aus dem Chinesischen von Prof. Dr. Eisenhofer nach der Ausgabe mit elf Kommentaren Sun Wu, der vor über 2500 Jahren lebte, und dieses kleine Handbuch der Kriegführung verfasste, erfreut sich nach wie vor, vor allem im Westen, großer Beliebtheit. Ob in Managerkreisen oder unter Kampfkunstanhängern gilt die
‚Kunst des Krieges‘, wie der Titel des Buches im Allgemeinen wiedergegeben wird, als ein Leitfaden für Personalführung, für Strategie und Menschenkenntnis, wurde aber auch bereits von Stanley Bing in seinem Buch ‚Sun Tzu was a Sissy‘ persifliert.

 

Man kann, aber muss Tsus Werk nicht mit dem alleinigen Fokus auf die Optimierung eines zu beginnenden Aggressions- oder Verteidigungskrieges betrachten. Ist für den Durchschnittsbürger auch ein eher seltener Zeitvertreib. In, nach der Übersetzung vom Chinesischen ins Englische und dann ins Deutsche, kurzen Kapiteln werden die rudimentären Grundlagen verschiedener Taktiken und wesentlichen Einflussfaktoren erklärt und anhand geschichtlicher Beispiele die Richtigkeit und Anwendungsmöglichkeiten illustriert.

Verschiedene grundlegende Aspekte der Kriegsführung wie die Wahl des richtigen Terrains, Taktik, Angriffs- und Täuschungsmanöver, die essentielle Bedeutung von Spionage und Desinformation des Gegners, den richtigen Umgang mit Untergebenen und potentiellen Konkurrenten sowie die Optimierung der Kampffähigkeit der Truppen werden angeschnitten.

Historisch betrachtet fällt ins Auge, wie häufig Staatsmänner und Feldherren nicht etwa schwer einzuordnende und als solche nicht zu erkennende Fehler begangen haben. Sondern im Gegenteil Kardinalsfehler, die auch einem mit gesundem Menschenverstand gesegneten Laien ins Auge gefallen wären. Seien es militärische und psychologische Fehlkalkulationen oder Inkompetenz und Größenwahn geschuldete Irrtümer, viele große Persönlichkeiten der Weltgeschichte hätten durch Lektüre und Verinnerlichung dieses Werks anders gehandelt.

Das Kapitel über Spione verdient besondere Beachtung, da Sun eine der größten Prioritäten in der Bevorzugung und Belohnung von übergelaufenen Spionen sieht. Diese haben als umgedrehte und hoffentlich nicht vermeintliche Doppelagenten einen immensen strategischen Wert und großen Einfluss sowohl auf die Anwerbung und Selektion anderer Agenten im Feindgebiet als auch die Entwicklung des Krieges.

Zwar hat sich die richtige Nutzung des Terrains von der Priorität her im Laufe der fortschreitenden technischen Entwicklung als immer nebensächlicher erwiesen, bildet aber trotzdem noch einen wesentlichen Faktor.

Vor allem der psychologische Aspekt ist ein wichtiger Indikator. So ist es essentiell, den Feind niemals in eine augenscheinlich aussichtslose Situation gelangen zu lassen, sondern ihm immer einen vermeintlichen Fluchtweg zu offerieren, um dem Mut der Verzweiflung beim Feind im Kampf vorzubeugen. Im Gegenteil dazu bietet das Wissen über die Aussichtslosigkeit und mangelnde Fluchtmöglichkeit beim eigenen Heer ein zuverlässiges Reservoir an Mut der Verzweifelten und im Falle einer Niederlage Todgeweihten. Solche Soldaten werden das Letzte geben und bis zum äußersten kämpfen.

Auch lassen sich die Konzepte auf das Wirtschaftsleben oder sogar zwischenmenschliche Interaktion ummünzen. So kalt und berechnend es auch sein mag, ursprüngliche Kriegstaktiken in wirtschaftlichen Konkurrenzsituationen oder gar Beziehungen einzusetzen, so notwendig ist es in der Praxis. Denn der Prävention einer feindlichen Übernahme oder der Degradierung zur still duldsamem Hausfrau oder zum Pantoffelhelden entspricht das Prinzip für den Krieg zu rüsten, wenn man Frieden will. Zwar etwas weit vom eigentlichen Zusammenhang entfernt, aber trotzdem zutreffend.

Nun kann man von den Taktiken je nach eigenem Gutdünken entweder der Prävention, Deeskalation, Abschreckung, Mediation und Friedensstiftung wegen Gebrauch machen, indem potentiellen Invasoren oder Konfliktgegnern die Aussichtslosigkeit ihrer sinistren Unterfangen anhand der eigenen Überlegenheit veranschaulicht wird. Oder die Kenntnisse werden für den eigentlichen Zweck genutzt, um manipulieren, unter Druck setzen und erfolgreiche Einschüchterungsversuche unternehmen zu können. Zwei Seiten, von denen keine als definitiv erstrebenswert oder ablehnungswürdig erscheint und die Komplexität der Materie und ihrer Folgewirkungen einprägsam veranschaulicht.

Und wie ein mit so erfolgreichen Strategen und hochentwickelter Kriegstechnik und Taktik ausgestatteter Staat zu einem Zeitpunkt, als in Europa und Nordamerika noch unorganisierte Barbarenhorden übereinander herfielen, wieder durch Misswirtschaft, Nepotismus, Isolationspolitik und Fehleinschätzungen kollabieren und den Anschluss verlieren kann, zählt zu den erstaunlichsten Lehrbeispielen der Geschichte.

 

Hier geht es zum Buch

hier klicken

Schreibe einen Kommentar

Menü schließen

Diese Website nutzt Cookies um die Benutzererfahrung zu optimieren. Wenn Sie weiterhin diese Website nutzen stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen